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6 Gründe, warum Gebrauchtwagen (eigentlich) die besseren Autos sind

Die meisten Autofahrer finden die Idee, ein brandneues Wunschauto zusammenzustellen, ziemlich attraktiv. Allerdings: Auf einer rein vernunftbasierten Ebene sind Gebrauchte die sinnvollere Lösung. Hier gute Gründe, warum sich Kaufinteressierte eher beim Gebrauchtwagenhändler oder im Kleinanzeigenteil umsehen sollten.

1. Der Wertverlust

Die aktuelle Auslegung der Umweltzonen dürfte bald beträchtlich erweitert werden. Schuld ist der Diesel, dessen Fahrer gerade durch die angedrohten Fahrverbote schmerzhaft zu spüren bekommen, was „Wertverlust“ wirklich bedeutet. Da toppt nichts einen Neuwagen. Es fängt schon in der Sekunde an, in der beim Händler Nummernschilder montiert werden, auch der Grund, warum es so viele Tageszulassungen gibt. Sobald man seinen Neuen übernommen hat, beginnt die Wert-Uhr wie ein Tageskilometerzähler rückwärts zu laufen.

Dafür gibt es sogar eine Faustregel: Im ersten Jahr verliert ein Neuwagen (bei normaler Laufleistung) ein Viertel seines Werts und danach zirka fünf Prozent jährlich. Wer also morgen einen BMW für 30.000 Euro kauft, würde für ihn nur ein Jahr später bestenfalls 22.500 Euro bekommen. Der TÜV sagt sogar, dass schon nach drei Jahren nur noch die Hälfte vom Wert übrigbleibt. Für den Gebrauchtwagenkäufer ist das natürlich ein gewaltiger Vorteil: Man bezahlt für ein Auto, das weit von „alt“ entfernt ist, nur halb so viel und je mehr man gewillt ist, im Baujahr zurückzugehen oder bei der Laufleistung hinauf, desto günstiger wird es. So manche Oberklasse-Limousine, die nach dem Jahrtausendwechsel sechsstellige Summen kostete, wechselt heute für unter 10.000 Euro den Besitzer und das nicht in Verbraucht-Zustand.

2. Die Kinderkrankheiten

Kaum ein Autoexperte würde einen Neuwagen in den ersten ein oder zwei Jahren des Bestehens seines Modellzyklus bestellen. Denn je komplexer Autos werden, desto vielfältiger werden die Fehlerquellen und die benötigte Zeit, um sie auszumerzen. Das aber kollidiert mit der Notwendigkeit, die Zyklen halbwegs harmonisch (hersteller- und modellabhängig zwischen fünf und zehn Jahre) laufen zu lassen. Nun werden die als Erlkönig bezeichneten Prototypen und Vorserienmodelle zwar umfangreich getestet, aber dass trotz aller Sorgfalt Kinderkrankheiten verbleiben, ist unvermeidlich; und die fließen natürlich in die ersten Serienmodelle ein. Viele denken sogar, dass ein Auto erst am Ende seines Zyklus-Lebens wirklich ausgereift sei.

Dagegen der Gebrauchte: Selbst, wenn er aus solchen Frühserien stammt, wurden wahrscheinlich alle Fehler bereits behoben. Das geschieht oft, ohne dass der Besitzer es mitbekommt, bei normalen Inspektionen. Nicht falsch verstehen: Natürlich muss man beim Gebrauchtwagenkauf dafür eine Menge anderer Punkte im Auge behalten, die aus altersbedingtem Verschleiß resultieren. Aber im Gegensatz zu Kinderkrankheiten sind diese leichter zu beheben und, das erklärt der nächste Punkt, auch noch günstiger.

Wussten Sie schon…?

3. Die vergünstigte Wartung

Autoherstellern ist daran gelegen, auch nach dem Verkauf an einem Wagen zu verdienen; meist über die angeschlossenen Händler und deren Werkstätten. Ein brandneues Modell kann man beispielsweise oftmals nur in die Markenwerkstatt bringen, weil in den freien Werkstätten nicht nur (noch) die Kenntnisse über diese Variante fehlen, sondern häufig ebenfalls neue Spezialwerkzeuge und immer öfter auch die notwendigen computerisierten Diagnosetools.

In die gleiche Kerbe schlägt auch die Ersatzteilversorgung. Für die bis 2015 gebaute W204 C-Klasse beispielsweise braucht man für Bremsbeläge und Co. niemals die Teiletheke des Mercedes-Händlers anzusteuern. Da halten Drittanbieter alles Notwendige vorrätig, ungleich zur nachfolgenden, recht neuen Baureihe. Je weiter der Zeitpunkt in der Vergangenheit liegt, an dem ein Modellwechsel stattfand, desto günstiger werden in der Regel die typischen Verschleiß-Ersatzteile.

4. Die Umwelt

Ein gewagtes Statement: Gebrauchtwagen sind oftmals wesentlich umweltfreundlicher als jeder Neuwagen. Natürlich ist es eine Tatsache, dass je neuer ein Wagen ist, er umso weniger Abgase ausstößt, unter anderem weniger Kraftstoff verbraucht. Bei dieser „direkten Umweltbilanz“ gewinnt der moderne Neuwagen praktisch immer gegen den etwas in die Jahre gekommenen Gebrauchten.

Dabei vergessen viele jedoch die „indirekte Umweltbilanz“. Sie beginnt mit dem ersten Arbeitsschritt im Autowerk und endet, wenn das Fahrzeug verschrottet wird. Ein Gebrauchtwagen „ist schon da“, für ihn müssen keine immensen Energiemengen zur Produktion bereitgestellt werden. Anders der Neue. Der Spiegel brachte dazu vor einiger Zeit ein sehr aufschlussreiches Berechnungstool heraus, mit dem man herausfinden kann, wie lange die Ökobilanz eines Gebrauchtwagens besser ist. Für Eilige: Je dichter Gebrauchter und Neuer beim Verbrauch beieinander liegen, desto besser steht der Alte da.

5. Die Alltagstauglichkeit

Dieser Punkt ist etwas subjektiver als die Vorherigen, aber nicht minder bedeutsam. Jeder, der schon mal in einem Neuwagen gesessen oder einen besessen hat, der kennt dieses wunderbare „Neu-Gefühl“. Alles sieht absolut unverbraucht aus, kein Stäubchen, keine Kratzer verunzieren das Innere und Äußere des Fahrzeugs. Doch so toll dieses Feeling auch ist, es hindert die meisten Neuwagenbesitzer über viele Monate hinweg, das Fahrzeug „richtig“ zu benutzen. Man ist übervorsichtig beim Beladen, (zu) zaghaft beim Beschleunigen und Bremsen. Kurz: Man benutzt das Auto so übersanft wie möglich, damit das Neu-Gefühl lange erhalten bleibt.

Das ist allerdings nur eine Illusion. Zudem eine, die für den Gebrauchswert des Wagens ausnehmend schlecht ist. Was nützt der schönste Neu-Kombi, wenn man sich aus Angst vor Kratzern an der Ladekante nicht traut, damit den Hund zu transportieren oder den Laderaum voller Getränkekisten zu laden? Manche Neuwagenbesitzer versuchen sogar, selbst Regen und Straßenschmutz von ihrem Schatz fernzuhalten, als sei es ein kostbarer, restaurierter Oldtimer. Schon bei einem jungen Gebrauchten oder Jahreswagen hat man solche Hemmungen nur in sehr viel geringerem Ausmaß und sie verschwinden auch noch rascher.

6. Die Verfügbarkeit

Mal angenommen, ein Neuwagenkäufer würde morgen früh zum nächsten Autohändler fahren und sich dort dessen beliebtes SUV bestellen. Danach könnte er erst einmal für eine ziemlich lange Zeit die Hände in den Schoß legen. Denn bis der Händler ihn anruft und verkündet, dass der Wagen eintrifft, vergehen bei bestimmten Modellen derzeit bis zu zwölf Monate. Ohnehin sind die Lieferzeiten aktuell Marken-übergreifend unerträglich lang. Dabei kann man sich nicht einmal mit der alten Faustregel der aufsteigenden Dauer behelfen:

Deutscher Hersteller -> EU-Hersteller –> asiatischer Hersteller

Dadurch, dass heute die Zuliefererindustrie absolut internationalisiert ist, spielt es für die Verfügbarkeit keine Rolle, ob das Auto zehn oder zehntausend Kilometer entfernt gebaut wird.
Auch hier punktet wieder der Gebrauchtwagen. Wer in den einschlägigen Online-Portalen den Suchbereich um seinen Heimatort eingrenzt und das Geld verfügbar hat, benötigt zwischen „Gefunden“ und „Gekauft“ mitunter nur einige Stunden.

Zusammenfassung – das Wichtigste in Kürze

Neu-Gefühl, modernere Technik, vielleicht mehr Sicherheit und die freie Konfigurierbarkeit. Das sind die einzigen Attribute, bei denen ein Neuwagen wirklich alle Trümpfe in der Hand hat. Es sind natürlich gewichtige Trümpfe, fraglos. Doch auch die schnelle Autowelt ist nicht so schnell, dass ein Auto nach nur fünf oder selbst zehn Jahren völlig veraltet wäre, auch damals gab es schon eine ganze Menge Fahrzeuge, die beim Benchmark-Crashtest des NCAP alle fünf Sterne abräumten. Wer gewillt ist, über die o.g. Attribute hinwegzusehen, der macht beim Gebrauchten, sofern er sich an die Kauf-Regeln hält, in den meisten Fällen den umweltfreundlicheren, alltagstauglicheren und vor allem günstigeren Fang.

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